Städtische Museen

Landsberg am Lech

Unorte

Martin Gensbaur Malerei -
Roswitha Tafertshofer Stellagen

Orte und Räume verändern sich. Das Verschwinden von Räumen und das Entstehen neuer Transiträume sind Kennzeichen unsere Modernen Gesellschaft.

Was sind Unorte?

Im allgemeinen Verständnis ist ein Unort nichts anderes als ein unschöner Ort. Die Vorsilbe “Un-“ zeigt bereits, dass der Unort als Gegenbegriff zum Ort gemeint ist, welcher Identität stiftet und klar definiert ist. Orte liegen im Fokus, Unorte sind hingegen die Unschärfen im öffentlichen Raum.

In der Raumtheorie versteht der französische Ethnologe Marc Augé „Nicht-Orte" als reine Transiträume ohne menschliche Interaktion. Es sind „leere“ Orte ohne Geschichte und Identität wie ein Einkaufszentrum oder eine Autobahn. Sie entstehen überall in der modernen Gesellschaft.

Ein Unort ist unter Berücksichtigung der Zeit damit auch ein unerfüllter Ort zwischen zwei Erfüllungen: ein Schiff zwischen zwei Fahrten, ein Museum zwischen zwei Ausstellungen. Das Stadtmuseum Landsberg befindet sich durch seine Brandschutzproblematik auch in Transition: Ein (Frei-) Raum im Sinne einer variablen Sphäre, der auf seine Neugestaltung wartet. Die Ausstellung „Unorte“ lädt dazu ein, über die Bedeutung von „Raum“ und „Ort“ nachzudenken sowie nostalgische, bekannte und entfremdete Orte zu entdecken.

Martin Gensbaur

Martin Gensbaur malt Tankstellen, Verkehrsinseln, Baucontainer und Einkaufszentren. Seine Bilder evozieren beim Betrachter unwillkürlich ein Déjà-vu, so etwas schon irgendwann und irgendwo einmal gesehen zu haben. Gensbaurs Malerei erkennt und würdigt die scheinbar hässlichen Orte und beraubt sie dadurch gleichzeitig ihres Makels. Eine verbeulte Leitplanke, eine Betonlampe: ästhetischer kann man sie nicht in Szene setzen.

Verlassen liegende Tankstelle vor italienischer Landschaft

Roswitha Tafertshofer

Roswitha Tafertshofer gestaltet Stellagen: Bahnhöfe, Läden, Bauernhöfe und Tankstellen. Die früher als Puppenstuben bespielten Stellagen zeigen verlassene und nostalgische Orte, oft sind sie ihrem ursprünglichen Sinnzusammenhang entfremdet. „Honeckers Heim, Glück allein“ ist eine im Detail eingerichtete DDR-Datscha, voll gestopft mit Westwaren. Tafertshofer spürt dem Nimbus und dem Glanz des Gewesenen nach, der nur entsteht, wenn das Vergangene und der Verfall einbezogen werden.

Miniaturnachbau einer Datscha aus der DDR