Städtische Museen

Landsberg am Lech

Neuerwerbung 2019

"Vor den Toren einer Stadt" von Martin Paulus

Das Kunstwerk "Vor den Toren einer Stadt" im Ausstellungsraum des Museums, rechts daneben die genannten Personen.Martin Paulus, Sonia Fischer, Franz Xaver Rössle, Sigrid Knollmüller und Albert Thurner bei der Übergabe des Werks "Vor den Toren einer Stadt"

„Vor den Toren einer Stadt“ heißt das 2019 erworbene Bild des Landsberger Künstlers Martin Paulus, das mit Hilfe des Freundeskreises für die Städtischen Museen, des Historischen Vereins und der Hans Heinrich Martin Stiftung erworben werden konnte. Die dreiteilige Arbeit auf Holz, Papier und Nessel gewann bereits 2011 den Ellinor Holland-Preis. Es setzt die auf der Stadt lastende NS-Vergangenheit künstlerisch gelungen um.

Der zentrale Teil der Arbeit beschreibt auf einer Fläche von 180 x 270 Zentimetern das Bayertor in Landsberg, an dem das Banner „Juden sind hier unerwünscht“ zu lesen ist. Martin Paulus bezieht sich auf eine Fotografie des Jahres 1935, einer Zeit, als bekanntlich die Ausgrenzung jüdischer Mitbürger im Deutschen Reich durch die Nürnberger Rassengesetze an einen vorläufigen Höhepunkt angelangt war. Kurz vor ihrer Erlassung prangten überall im öffentlichen Raum deutscher Städte Banner und Schilder wie das am Bayertor, um jüdische Mitbürger für alle sichtbar öffentlich auszugrenzen. Mit welcher bürokratischen Gewissenhaftigkeit die wirtschaftliche und in letzter Instanz die physische Vernichtung durch die Nationalsozialisten exekutiert wurde, deuten die Registerseiten an, die als Bildträger der Zeichnung dienen.

Flankiert wird die Arbeit durch zwei kleinformatige Holztafeln. Auch hier liegt dem Motiv eine zeitgenössische Fotografie zugrunde: Adolf Hitlers Haftentlassung am 20. Dezember 1924, die der ehemalige Sträfling medienwirksam vor dem Bayertor inszenierte. Sollte die Fotografie Hitlers Entschlossenheit zur Fortsetzung seines politischen Weges transportieren, spiegelte indes die düstere Kulisse des mittelalterlichen Bayertores ein falsches Ambiente vor, mit dem Hitlers reale Haftbedingungen in Landsberg nichts zu tun hatten. Später transportierten diese Aufnahmen als Postkarten nicht nur den Namen Landsbergs, sondern auch den Hitlermythos, eines sich für das Vaterland aufopfernden politischen Führers.

Die künstlerische Arbeit soll den Auftakt in die zeitgeschichtliche Abteilung der neuen Dauerausstellung im Stadtmuseum machen.

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