Städtische Museen

Landsberg am Lech

Am Wegrand

Nicht selten haben wir das Gefühl, etwas liegt uns wie ein Stein im Magen. Leider drückt dieser Stein im Moment schon eine ganze Weile auch aufs Gemüt. Es ist die Ungewissheit, die Angst, die wir vehement versuchen zu verdrängen …  Auch kennen wir, im wahrsten Sinne des Wortes, steinige Wege. Und Holpersteine, die uns in manchen Situationen regelrecht erschüttern. Dann sehnen wir uns nach Umkehr zu Normalität, nach Gesundheit oder neuem Erfolg.

In diesem April haben Steine jeglicher Art eine neue Bedeutung bekommen. Sie dienen uns als Hoffnungsträger. Bunt bemalt liegen sie zu einem Regenbogen geformt am Eingang eines Kindergartens. Als ich daran vorbeispaziere, legt gerade ein kleines Mädchen seinen roten Stein zu den anderen, die schon am Boden leuchten. Auch das Leuchten in ihren munteren Augen ist nicht zu übersehen. Ihre Mutter drückt ihr liebevoll einen Kuss auf die Wange, ein Bild der Geborgenheit und Liebe.

Wir laufen über Steine, gehen spazieren und tragen unsere Sorgen hinaus in die Natur. Wir hoffen auf etwas Ruhe in unserem aus der Ruhe geratenen System. Die Steine aber liegen stumm auf den Wegen, über Jahrtausende aus einstigen Felsbrocken geformt, aus der Erde hervorgeschwemmt. Sie haben auch eine Geschichte, über die wir Spaziergänger uns meist keine großen Gedanken machen. Die Steine am Lech scheinen alle gleich auszusehen, mausgrau, vom Lechwasser gespült und geschliffen. Doch im Näherkommen, kann man an den Schotterbänken auch andere Farben entdecken: rosa, weiß, rot oder gar grün. Nur selten achten wir so genau auf Steine, Kiesel oder Geröll. Das überbordende Grün der Umgebung und der blaue Himmel verleiten eher dazu, unseren Blick nach oben zu lenken.

Ein wohlgeformter Stein, durch Zufall erblickt, vielleicht gar in Herzform, landet aber gelegentlich doch in unserem Rucksack und bekommt zu Hause einen Ehrenplatz. Er wird so zum Erinnerungsträger an eine schöne Wanderung.

Mit Vögelchen bemalter Stein im WaldFoto: Klara Heiler

Eine Freundin erzählte mir gestern  begeistert, sie habe bei ihrem Spaziergang einen bemalten Stein gefunden. Auf der einen Seite ein selbstzufriedenes Vögelchen, und die Rückseite trug eine Botschaft – für sie oder jeden anderen, der den Stein gefunden hätte: „Bleib gesund!“ In der ersten Euphorie beschloss sie, den Stein mitzunehmen. Doch beim nochmaligen Betrachten entdeckte sie darunter den Hinweis „#Wandersteine“. So entschied sie für sich, den Stein nur in Gedanken und im Bild mitzunehmen. Beglückt von dem guten Einfall legte sie ihn an einer Stelle ab, an der vielleicht ein anderer Spaziergänger ihn entdecken könnte.

Es ist genau das, was wir in dieser unruhigen Zeit brauchen: stille Botschaften der Hoffnung, von Menschen mit Hingabe gestaltet und weitergegeben.  Kleine Zeichen, die Freude schenken, aber auch die Zuversicht, dass alles wieder gut wird. Danke!

 

© Heidenore Glatz, 15.4.2020, Für Klara

Stein mit Aufschrift "Bleibt gesund #Wandersteine"Foto: Klara Heiler