Städtische Museen

Landsberg am Lech

Ein neues Licht

Es sind noch vier Wochen bis Weihnachten. Reichlich gemischte Gefühle trüben leider die Vorfreude auf das Fest, selbst wenn wir es nicht wirklich aussprechen wollen. Wird die Familie in dieser fragwürdigen Zeit tatsächlich zusammen sein können?

Schon die Adventszeit verspricht wenig Schillerndes: keine Spur von einem Christkindlmarkt mit Selbstgebasteltem, Krachmandeln, Punsch, Bratwurst und Lichterketten – und keine Weihnachtskonzerte. Dafür sind wir für eine sichtlich stumme Adventszeit mit Maske, zurückhaltenden Blicken und tiefen Seufzern gerüstet … Sind wir das wirklich?

Ich kann Sie beruhigen, es gibt jetzt schon kleine Highlights: Mundschutz mit Weihnachtsmotiven, zum Beispiel. Kaum zu fassen! Also ich verzichte gerne auf goldene Weihnachtskugeln in meinem Gesicht. Auch will ich bestimmt nicht, dass der Nikolaus mir auf der Nase herumtanzt! Dann lobe ich mir meine FFP2 – ganz schlicht in dezentem Winterweiß.  Dabei hat sie einen besonderen Vorteil: Ich kann während des Einkaufs unbeschwert Weihnachtslieder singen, denn in diesem „Schutzkorb“ ist genügend Platz dafür. Keiner wird es merken, wenn ich meine Lippen bewege, und die schrägen Töne bleiben in dem dichten Gewebe hängen. Wie praktisch! So behalte ich mir meine ganz eigene „Lockerung“, selbst wenn die anderen noch ziemlich in den Sternen stehen. Bäms!

Ich werde mir meine Adventszeit schön backen! Was soll ich auch sonst tun? Mit halbem Gesicht, unter breiter Mundbedeckung schnaufend durch Kaufhäuser hechten und mich von dem erzwungen-fröhlichen Jingle Bells einlullen lassen? Nein, danke. Ich werde backen! Am Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag und Samstag. Am Sonntag feiere ich dann einen besinnlichen Advent mit meinen Plätzchenbergen. Es kommt ja keiner …

Bin ich tatsächlich wütend? Ich fasse es nicht! Habe ich in diesem ganzen Corona-Zirkus wirklich vergessen, was Weinachten ausmacht? Dieses einzigartige Fest der Liebe, der Geburt Jesu Christi,
der Stern über Bethlehem mit seinem besonderen Licht und noch so viel mehr …

Und was wünsche ich mir heuer mehr denn je? Mein innigster Wunsch ist, dieses besondere Fest im Kreis meiner Familie zu verbringen. Gesund und von Herzen dankbar. Auf Geschenke verzichte ich gerne, weil mir immer mehr bewusst wird, dass das größte Geschenk schlicht und einfach nur die Gesundheit und die Liebe sind. Geht es Ihnen auch so?

Vielleicht lernen wir Menschen in diesem Jahr, noch  achtsamer miteinander umzugehen, zu leben, zu reden und die Familienzeit so zu genießen, wie sie eigentlich immer sein sollte: mit Wertschätzung, Achtung, Vertrauen, Freude und Liebe.

Wenn dann jeder von uns auch noch einen kleinen Funken Hilfsbereitschaft in sich trägt und an Menschen denkt, die gerade nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen, dann, ja dann hat Weihnachten dieses Jahr einen ganz besonderen Zauber: Ein neues Licht wird kommen! Vertraue!

© Heidenore Glatz, 29.11.2020