Städtische Museen

Landsberg am Lech

Der Panther von Fritz Behn

Panther-Skulptur aus BronzeFoto: Saskia Pavek

Der Panther am Schwimmerbecken ist besonders bei Kindern beliebt. Zum Klettern, Draufsitzen, Handtuchtrocknen oder zum Aufwärmen. Dass das dem Panther nicht sehr geschadet hat, bescheinigte ein Restaurator. Der Panther aus Bronze hat „Streichelpatina“, durch die Berührungen ist die Oberfläche glatt, geschlossen und dadurch geschützt. Am Bauch dagegen haben sich durch das Chlorwasser hellblaue Kupfersalzschleier gebildet, die nun durch regelmäßiges Abbürsten gemildert werden.

Fritz Behn, einer der wichtigsten deutschen Tierbildhauer des 20. Jahrhunderts, schuf den Panther zwischen 1910 und den frühen 1920ern. Als „Leopard II“ stellte er das Gipsmodell 1937 bei der Großen Deutschen Kunstausstellung in München aus. Einen Bronzeguss erwarb der Fliegerhorst Penzing für die Terrasse des Offizierscasinos. Hier traf Fritz Behns Panther auf Bleekers Jüngling mit Speer. Zu welchem Zeitpunkt der Panther den Fliegerhorst in der Nachkriegszeit verließ und wohin, gehört zu den ungeklärten Fragen. In den 1950ern jedenfalls stand der Panther am Mutterturm und diente dort als exotische Requisite für Erinnerungsfotos. Nach Eröffnung des Inselbads 1972 zog der Panther ans Schwimmerbecken um.

Kolonialkunst oder NS-Kunst? Der Künstler Fritz Behn

Panther-Skulptur aus Bronze frontalFoto: Saskia Pavek

Der Panther löste Diskussionen um seine kunsthistorische Bewertung in Landsberg aus. Dass der Panther während des Dritten Reichs im Fliegerhorst stand, führte zur Vermutung, es handle sich um NS-Kunst. Andere bewerten ihn als Kolonialkunst.

Der Panther entstand vor 1933 aus Begeisterung für die Tierwelt Afrikas im Münchner Atelier. Unter „Kolonialkunst“ versteht man jedoch gemeinhin aus Kolonien geraubte oder fragwürdig erworbene Kunst. Das trifft hier nicht zu. Aber: Fritz Behn war entschiedener Verfechter des deutschen Kolonialismus. Auf seinen Afrikareisen fertigte er Gipsabdrücke von erlegtem Großwild und brachte sie als Vorlagen mit nach Deutschland. Zeitweise hielt er Löwen im Gartenatelier. Das wilde, ursprüngliche, exotische Afrika hatte es dem Antimodernisten Behn angetan. In Kunst und Öffentlichkeit vermittelte er ein Afrikabild voller Faszination, aber auch voller Rassegedanken und stellte sich in den Dienst der Kolonialbewegung.

Panther-Skulptur aus Bronze am Rande des SchwimmerbeckensFoto: Saskia Pavek

Fritz Behn vertrat antidemokratische, national-völkische und rassistische Ansichten und bewegte sich damit schon per se im nationalsozialistischen Umfeld. Er unterzeichnete für die Gründung des „Kampfbundes für deutsche Kultur“ und schrieb gelegentlich für den „Völkischen Beobachter“. Auf den Großen Deutschen Kunstausstellungen 1937 bis 1940, der Bühne der offiziellen Kunst des Nationalsozialismus, war Behn mit 15 Tierplastiken und drei figürlichen Skulpturen vertreten. Bei der XIX. Biennale in Venedig vertrat er das bildhauerische Deutschland gemeinsam mit anderen Künstlern. Zudem ist er auf Hitlers „Gottbegnadetenliste“ zu finden. Diese „Ehre“ setzte eine Mitgliedschaft in der NSDAP voraus. Dennoch zählte er nicht zu den Protagonisten der NS-Staatskunst, von Seiten des Regimes erhielt er zu seiner Enttäuschung keinen großen repräsentativen Auftrag.

Nach Kriegsende verlor er seine Professur an der Wiener Kunstakademie. Die Spruchkammer stufte Fritz Behn im Entnazifizierungsverfahren in Gruppe V der Entlasteten ein.

Um auf den Panther zurückzukommen: Trotz aller Verstrickungen in den Nationalsozialismus lässt sich aus der Skulptur schwer eine spezifisch nationalsozialistische Ideologie ablesen.


Zum Nachlesen: Mit Biographie, Werk und Einordnung des Künstlers Fritz Behn beschäftigt sich Zeller, Joachim: Wilde Moderne. Der Bildhauer Fritz Behn (1878-1970), Berlin 2016.

Lesen Sie auch den Aufsatz „Ein Panther ist selten allein. Drei Bronzeskulpturen zwischen Geschichte und Geschichten“ von Karla Schönebeck im Begleitband.